Grundtexte

Unser Leben orientiert sich an der Bibel. Im Mittelpunkt steht für uns
das Wort Jesu aus dem Lukasevangelium:  Lk4,18 

Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.

Die Emmausgeschichte
im Dialog wächst neue Hoffnung

Es haben sich alle Hoffnungen zerschlagen. Mit dieser Einsicht machen sich zwei der Jünger auf den Weg nach Emmaus, kommen ins Gespräch, erzählen sich nochmals das von Anfang an mit Jesus Erlebte und Gehörte.

Dieses Gespräch geht tief, lässt sie manchmal inne halten, dann wieder weiter gehen. Jesus wird ihnen auf neue Weise präsent. Sie lernen Dinge begreifen und verstehen, die ihnen bisher völlig fremd und undenkbar waren: Gewaltlosigkeit als Strategie Gottes; ein Gott, der nicht richtet, sondern rettet; ein Gott, der sich in der Ohnmacht der Liebe zeigt ….

Es ist Abend geworden. Anstatt sich zu trennen und die je eigenen Wege zu gehen, lassen sie den Fremden an ihrer Seite Platz nehmen. Und was sie bisher an den Tischen mit Jesus gelernt haben, das pflegen sie weiter: das dankbare Teilen. Es gehen ihnen endgültig die Augen auf. Jesus hat mit seinem Leben und seiner Botschaft eine neue Realität in der Welt geschaffen, die bleibt über seinen Tod hinaus.

Davon müssen sie den anderen erzählen. Sie brechen auf und kehren nach Jerusalem zurück.
Lk 24, 13 – 35

Der brennende Dornbusch
über bisherige Grenzen hinausgehen hat immer die Chance einer Begegnung mit Gott

Moses geht über die Steppe hinaus, verlässt das Gewohnte, bricht das Alltägliche auf und nimmt neues Land unter die Füße. Wenn Menschen über bisherige Grenzen hinausgehen und sich auf Neues einlassen, dann hat das die Chance einer Begegnung mit Gott. Dem Grenzenlosen begegnen wir jenseits unserer bisherigen Grenzen, Vorstellungen, Erfahrungen, Gedanken und Bildern.

Brennender Dornbusch
Moses begegnet einem brennenden Dornbusch. Er brennt und verbrennt doch nicht. Er will es genauer anschauen. Ein Dornbusch, der brennt und doch nicht verbrennt. Es gibt diese Gedanken oder Themen, die schon lange brennen, vielleicht sogar wie ein Dornbusch unangenehm, immer wieder stechend, die jemanden nicht mehr loslassen. Es kann eine zurückliegende Erfahrung sein, erlittenes oder zugefügtes Leid. Es kann die Not eines oder vieler Menschen sein, die mir immer wieder vor Augen steht. Es kann eine Schuld sein. Es kann ein Vorhaben sein, das ich bisher auf die lange Bank geschoben habe. Es kann meine Beziehung zu Gott sein, die noch nicht die passende Antwort gefunden hat. Gerade in allen diesen Erfahrungen ruft es Gott auf den Plan. Er ist mitten drin.

Moses will anschauen
Moses will dem Phänomen auf den Grund gehen, warum der Dornbusch nicht verbrennt. Er schaut genauer hin. Er stellt sich: Vielleicht will er endlich eine Lösung, eine Antwort, eine Erklärung.

Es ist zugleich die Beschreibung wie Gott sich Menschen kundtut. Etwas brennt in uns, ohne dass es zerstört oder kaputt macht. Gottes „Liebe“ brennt, manchmal auch unangenehm, um Menschen in Bewegung zu bringen und genauer hinsehen zu lassen.

Zieh deine Schuhe aus – Heiliger Boden
Als Mose näher tritt spricht ihn eine Stimme an: Tritt nicht näher heran; denn der Ort wo du stehst ist heiliger Boden. Der Boden, auf dem Moses steht, ist der Boden seiner Lebensgeschichte. Er ist hier als Mörder. Er hatte einen Ägypter erschlagen und ist geflohen. Gott spricht diesen Moses an und ruft ihn, sein Volk in die Freiheit zu führen. Gott kann diesen Moses mit seiner Geschichte „brauchen“.

Zieh deine Schuhe aus. Habe Achtung vor dir selbst. Trample nicht auf deiner Seele herum. Beende deine Selbstvorwürfe und Minderwertigkeitsgefühle.

Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und Jakobs
Gott stellt sich als Gott der Familie, bzw. Familiengeschichte vor. Du brauchst Gott nicht im Außergewöhnlichen zu suchen, sondern lerne ihn in deiner Familie zu finden, lies da seine Spuren. Es ist wenig Verlass auf Privatoffenbarungen, vielmehr findest du ihn im Leben der Väter und Mütter. Seine Spuren zeigen sich in den erzählten Höhen und Tiefen, in den Brüchen und Sonderleistungen, in den Enttäuschungen und Störungen, in den Festen und Feiern, die möglich waren.

Ich kenne das Leid
Gott stellt sich dem Mose vor als ein Gott, der herabsteigt. Er wartet nicht oben und lässt sich bedienen. Er steigt herab in die Tiefen des menschlichen Lebens. Die Not der Menschen geht ihm an die Nieren, macht ihn betroffen, macht ihn wütend, dreht ihm das Innere um. Not und Elend wecken Gott auf, rufen ihn auf den Plan, so erfährt es Moses. Im Sich-berühren-lassen von der Not von Menschen, kommen wir Gott nahe oder besser: Er kommt uns nahe.

„Ich-bin-da“
Der Name Gottes, der zugleich das Wesen Gottes zu beschreiben versucht, bleibt im Bereich des Stammelns. Wir können von Gott nicht vielmehr sagen als: Er ist! Er ist da!

Alles, was darüber hinausgeht, kann nur schwer beschrieben werden. Und dennoch ist gerade seine Unverfügbarkeit unser Lebensquell und Hoffnung. An ihm zerschellen alle anderen Götter und Götzen, die Menschen knechten und ins Elend bringen.

Er, der da ist, liebt ins Leben und sucht mit den Menschen den Weg in die Freiheit und schließlich ins gelobte Land.
Exodus 3,1-17

Bei unseren Treffen beten wir dieses Gebet, das uns Orientierung, Ermutigung und Auftrag ist:

Das Gemeinschaftsgebet

Komm, Schöpfer Geist, heilige uns, und durchwirke unsere Gemeinschaft.
Erfülle unsere Herzen mit brennender Sehnsucht nach der Wahrheit, dem Weg und dem vollen Leben.
Entzünde in uns dein Feuer, dass wir selber davon zum Lichte werden, das leuchtet und wärmt und tröstet.
Bewege unsere Gedanken, und wir werden das Undenkbare denken.
Stärke unseren Mut, und wir werden das Unmögliche tun.
Öffne uns, und wir werden vergeben können.
Schaff uns neu, dass wir Menschen der Liebe werden, deine sichtbaren Worte.
Dann werden wir das Antlitz der Erde erneuern und alles wird neu geschaffen.
Komm, Schöpfer Geist, ermutige uns, stärke uns, bleibe bei uns.
Amen.