Hauskirche – am 2. April 2021 – Karfreitag

Thema: Chawarum – Zeremonie

Vorbemerkung

Die Karfreitagsliturgie besteht aus drei Teilen:

  • Wortgottesdienst mit der Passion
  • Kreuzverehrung
  • Kommunionfeier (aber keine Eucharistiefeier), wird bewusst manchmal auch ausgelassen.

Auch in diesem Wortgottesdienst, der von der Karfreitagsliturgie der armenisch-apostolischen Tradition (Chawarum – Verdunkelung) inspiriert ist, steht die Erzählung von Jesu Leiden und die Kreuzverehrung im Mittelpunkt.

Die Chawarum-Zeremonie in der Armenisch-Katholischen Kirche beginnt so:

Am Altar brennen zwölf gleichgroße Kerzen, als Symbole der zwölf Apostel, und noch eine große Kerze in der Mitte, als Symbol für Christus. Während der Andacht werden sieben Abschnitte aus den Evangelien verlesen, die das Beten Jesu im Garten Getsemani, den Verrat durch Judas, die Übergabe Jesu in die Hand der Menge, die Verspottung, das Verhör vor dem Hohen Rat, die Verleugnung durch Petrus, die Auslieferung an Pilatus, das Verhör und die Verurteilung durch Pilatus beinhalten.
Nach jeder Lesung werden zwei Kerzen gelöscht. Das symbolisiert die Flucht seiner Jünger, die ihn allein lassen und fliehen. Zum Schluss bleibt nur die große Kerze, die Jesus symbolisiert, der alleingelassen wurde. In diesem Augenblick werden alle Lichter der Kirche gelöscht. Es brennt nur die Jesus-Kerze. Der Volksmund nennt diesen bewegenden und symbolvollen Gottesdienst auch „Latzi Gischer“ (arm. Լացի գիշեր), das heißt „Die Nacht des Weinens“.
In der Westkirche sind Elemente davon in den Trauermetten enthalten. 

Vorbereitung
Tisch herrichten – 1 Kerze und 6 bzw. 12 Teelichter (im Kreis um die Kerze) – Kreuz – Gotteslob           

Begrüßung + Kreuzzeichen
Ich begrüße Euch / Sie zum heutigen Gottesdienst, am Karfreitag.
Beginnen wir Ihn in SEINEM Namen, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Selbst am Tag der Kreuzigung ist Jesus das Licht, das in unserer Mitte ist. Im Gegensatz zu den Menschen um ihn herum, die sich von ihm abwenden bzw. ihn verlassen oder verleugnen, leuchtet sein Licht auch inmitten allen Leidens. Er bleibt den Seinen treu.

Wie beim armenischen Karfreitags-Gottesdienst symbolisieren die 12 (bzw. 6) brennenden Teelichter die Jünger (oder auch uns Menschen heute). Sie sind kreisförmig um die Kerze in der Mitte (die Jesus symbolisiert) angeordnet. Die Teelichter werden während der Erzählung der Passion nach und nach ausgeblasen, denn die Jünger, aber nicht nur sie, werden den letzten Weg Jesu nicht mitgehen. Nach und nach wird Jesus von den Menschen um ihn herum im Stich gelassen. Am Ende bleibt Jesus alleine auf dem Kreuzweg und er stirbt alleine.

Tagesgebet:
Lasset uns am Beginn des Gottesdienstes beten:
Ewiger Gott, aus Liebe zu uns Menschen hast du uns deinen Sohn gesandt. Er hat unter uns gelebt und deine Barmherzigkeit verkündet. Mit offenen Armen ist er auf die Menschen zugegangen, hat sie herausgeholt aus ihren Verstrickungen.
Mit ausgebreiteten Armen starb er am Kreuz. Seine Liebe umfängt uns. Seine Liebe überwindet den Tod. Lass uns dieses Geheimnis des Kreuzes immer tiefer begreifen. 

Aus der Passionsgeschichte nach Markus 

Das Gebet in Getsemani (Mk 14,32-42)
Sie kamen zu einem Grundstück, das Getsemani heißt, und er sagte zu seinen Jüngern: Setzt euch hier, während ich bete! Und er nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit sich. Da ergriff ihn Furcht und Angst und er sagte zu ihnen: Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht! Und er ging ein Stück weiter, warf sich auf die Erde nieder und betete, dass die Stunde, wenn möglich, an ihm vorübergehe. Er sprach: Abba, Vater, alles ist dir möglich. Nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht, was ich will, sondern was du willst.  Und er ging zurück und fand sie schlafend. Da sagte er zu Petrus: Simon, du schläfst? Konntest du nicht einmal eine Stunde wach bleiben? Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet! Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Und er ging wieder weg und betete mit den gleichen Worten. Als er zurückkam, fand er sie wieder schlafend, denn die Augen waren ihnen zugefallen; und sie wussten nicht, was sie ihm antworten sollten. Und er kam zum dritten Mal und sagte zu ihnen: Schlaft ihr immer noch und ruht euch aus? Es ist genug. Die Stunde ist gekommen; siehe, jetzt wird der Menschensohn in die Hände der Sünder ausgeliefert. Steht auf, wir wollen gehen! Siehe, der mich ausliefert, ist da

  • 2 Teelichter (bzw. 1 Teelicht bei 6 Teelichter) werden ausgelöscht
    (sie stehen für die Jünger, die schlafen und Jesus im Stich lassen)

Lied: Bleibet hier und wachet mit mir    GL 286   oder You Tube

Der Verrat des Judas (Mk 14,43-46)
Noch während er redete, kam Judas, einer der Zwölf, mit einer Schar von Männern, die mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet waren; sie waren von den Hohepriestern, den Schriftgelehrten und den Ältesten geschickt worden. Der ihn auslieferte, hatte mit ihnen ein Zeichen vereinbart und gesagt: Der, den ich küssen werde, der ist es. Nehmt ihn fest, führt ihn sicher ab! Und als er kam, ging er sogleich auf Jesus zu und sagte: Rabbi! Und er küsste ihn. Da legten sie Hand an ihn und nahmen ihn fest.

  • 2 Teelichter (bzw. 1 Teelicht bei 6 Teelichter) werden ausgelöscht
    (sie stehen für Judas, der Jesus verrät)

Lied: Bleibet hier und wachet mit mir    GL 286  oder You Tube

Die Verleugnung des Petrus (Mk 14,53-54.66-72)
Darauf führten sie Jesus zum Hohepriester und es versammelten sich alle Hohepriester und Ältesten und Schriftgelehrten. Petrus aber war Jesus von Weitem bis in den Hof des Hohepriesters gefolgt; nun saß er dort bei den Dienern und wärmte sich am Feuer. …Als Petrus unten im Hof war, kam eine von den Mägden des Hohepriesters. Sie sah, wie Petrus sich wärmte, blickte ihn an und sagte: Auch du warst mit diesem Jesus aus Nazareth zusammen. Doch er leugnete und sagte: Ich weiß nicht und verstehe nicht, wovon du redest. Dann ging er in den Vorhof hinaus. Als die Magd ihn dort bemerkte, sagte sie zu denen, die dabeistanden, noch einmal: Der gehört zu ihnen. Er aber leugnete wieder. Wenig später sagten die Leute, die dort standen, von Neuem zu Petrus: Du gehörst wirklich zu ihnen; du bist doch auch ein Galiläer. Da fing er an zu fluchen und zu schwören: Ich kenne diesen Menschen nicht, von dem ihr redet. Gleich darauf krähte der Hahn zum zweiten Mal und Petrus erinnerte sich an das Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er begann zu weinen.

  • 2 Teelichter (bzw. 1 Teelicht bei 6 Teelichter) werden ausgelöscht
    (sie stehen für Petrus, der Jesus verleugnet)

Lied: Bleibet hier und wachet mit mir    GL 286 oder You Tube

Das Bekenntnis Jesu vor den Hohepriestern (Mk 14,55-65)
Die Hohepriester und der ganze Hohe Rat bemühten sich um Zeugenaussagen gegen Jesus, um ihn zum Tod verurteilen zu können; sie fanden aber nichts. Viele machten zwar falsche Aussagen gegen ihn, aber die Aussagen stimmten nicht überein. Einige der falschen Zeugen, die gegen ihn auftraten, behaupteten: Wir haben ihn sagen hören: Ich werde diesen von Menschenhand gemachten Tempel niederreißen und in drei Tagen einen anderen aufbauen, der nicht von Menschenhand gemacht ist. Aber auch in diesem Fall stimmten die Aussagen nicht überein. Da stand der Hohepriester auf, trat in die Mitte und fragte Jesus: Willst du denn nichts sagen zu dem, was diese Leute gegen dich vorbringen? Er aber schwieg und gab keine Antwort. Da wandte sich der Hohepriester nochmals an ihn und fragte: Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten? Jesus sagte: Ich bin es. Und ihr werdet den Menschensohn zur Rechten der Macht sitzen und mit den Wolken des Himmels kommen sehen. Da zerriss der Hohepriester sein Gewand und rief: Wozu brauchen wir noch Zeugen? Ihr habt die Gotteslästerung gehört. Was ist eure Meinung? Und sie fällten einstimmig das Urteil: Er ist des Todes schuldig. Und einige spuckten ihn an, verhüllten sein Gesicht, schlugen ihn und riefen: Zeig, dass du ein Prophet bist! Auch die Diener schlugen ihn ins Gesicht.

  • 2 Teelichter (bzw. 1 Teelicht bei 6 Teelichter) werden ausgelöscht
    (sie stehen für die Hohenpriester, die Jesus mit allen möglichen Mitteln verurteilen wollen)

Lied: Bleibet hier und wachet mit mir    GL 286  oder You Tube

Das Verhör vor Pilatus (Mk 15,1-15)
Gleich in der Frühe fassten die Hohepriester, die Ältesten und die Schriftgelehrten, also der ganze Hohe Rat, über Jesus einen Beschluss. Sie ließen ihn fesseln und abführen und lieferten ihn Pilatus aus. Pilatus fragte ihn: Bist du der König der Juden? Er antwortete ihm: Du sagst es. Die Hohepriester brachten viele Anklagen gegen ihn vor. Da wandte sich Pilatus wieder an ihn und fragte: Willst du denn nichts dazu sagen? Sieh doch, wie viele Anklagen sie gegen dich vorbringen. Jesus aber gab keine Antwort mehr, sodass Pilatus sich wunderte. Jeweils zum Fest ließ Pilatus einen Gefangenen frei, den sie sich ausbitten durften. Damals saß gerade ein Mann namens Barabbas im Gefängnis, zusammen mit anderen Aufrührern, die bei einem Aufstand einen Mord begangen hatten. Die Volksmenge zog zu Pilatus hinauf und verlangte, ihnen die gleiche Gunst zu gewähren wie sonst. Pilatus fragte sie: Wollt ihr, dass ich euch den König der Juden freilasse? Er merkte nämlich, dass die Hohepriester Jesus nur aus Neid an ihn ausgeliefert hatten. Die Hohepriester aber wiegelten die Menge auf, lieber die Freilassung des Barabbas zu fordern. Pilatus wandte sich von Neuem an sie und fragte: Was soll ich dann mit dem tun, den ihr den König der Juden nennt? Da schrien sie: Kreuzige ihn! Pilatus entgegnete: Was hat er denn für ein Verbrechen begangen? Sie aber schrien noch lauter: Kreuzige ihn! Darauf ließ Pilatus, um die Menge zufriedenzustellen, Barabbas frei. Jesus lieferte er, nachdem er ihn hatte geißeln lassen, zur Kreuzigung aus

  • 2 Teelichter (bzw. 1 Teelicht bei 6 Teelichter) werden ausgelöscht
    (sie stehen für Pilatus, der die Leute zufriedenstellen wollte und für das Volk, das aufgewiegelt wurde)

Lied: Bleibet hier und wachet mit mir    GL 286  oder You Tube

Die Verspottung durch die römischen Soldaten (15,16-20)
Die Soldaten führten ihn ab, in den Hof hinein, der Prätorium heißt, und riefen die ganze Kohorte zusammen. Dann legten sie ihm einen Purpurmantel um und flochten einen Dornenkranz; den setzten sie ihm auf und grüßten ihn: Sei gegrüßt, König der Juden! Sie schlugen ihm mit einem Stock auf den Kopf und spuckten ihn an, beugten die Knie und huldigten ihm. Nachdem sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten, nahmen sie ihm den Purpurmantel ab und zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an. Dann führten sie Jesus hinaus, um ihn zu kreuzigen.

  • 2 Teelichter (bzw. 1 Teelicht bei 6 Teelichter) werden ausgelöscht
    (sie stehen für die Soldaten, die ihn verspotten)

Lied: Bleibet hier und wachet mit mir    GL 286 oder You Tube

Kreuzigung und Tod Jesu (Mk 15,25-27.33-37)
Es war die dritte Stunde, als sie ihn kreuzigten. Und eine Aufschrift gab seine Schuld an: Der König der Juden. Zusammen mit ihm kreuzigten sie zwei Räuber, den einen rechts von ihm, den andern links. …
Als die sechste Stunde kam, brach eine Finsternis über das ganze Land herein – bis zur neunten Stunde. Und in der neunten Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: Eloï, Eloï, lema sabachtani?, das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: Hört, er ruft nach Elija! Einer lief hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf ein Rohr und gab Jesus zu trinken. Dabei sagte er: Lasst, wir wollen sehen, ob Elija kommt und ihn herabnimmt. Jesus aber schrie mit lauter Stimme. Dann hauchte er den Geist aus.

 Kreuzverehrung

Lied: Heil`ges Kreuz sei hoch verehret    GL 328,1 oder You Tube

Wir betrachten in Stille das Kreuz …

Seht das Holz des Kreuzes, an dem das Heil der Welt gehangen. A: Kommt lasset uns anbeten

  • Jesus stirbt am Kreuz, er geht den Weg bis zum Ende
  • Er liefert sich den Menschen aus; gibt sich in ihre Hände – nimmt sie ernst
  • Gott ist ein Gott, der mitgeht – auch in den dunkelsten Stunden – er bleibt treu

Seht das Holz des Kreuzes, an dem das Heil der Welt gehangen. A: Kommt lasset uns anbeten

Stille 

Lied: Heil`ges Kreuz sei hoch verehret    GL 328,2 oder You Tube

Segensgebet

Herr, unser Gott
du Trost aller Betrübten, du Kraft aller Leidenden,
höre auf alle, die in ihrer Bedrängnis zu dir rufen,
und lass sie in jeder Not deine Barmherzigkeit erfahren.

Reicher Segen komme herab auf uns, dein Volk,
die wir den Tod deines Sohnes gefeiert haben und die Auferstehung erwarten.

Download:
Hauskirche Karfreitag 2021
Passionsgeschichte nach Markus

Wir wünschen Ihnen ein bewusstes Einlassen auf die Karwoche. Ändern Sie den Vorschlag so ab, wie es für Ihre Situation passend ist.  Über Ihre Rückmeldung freuen wir uns. Bei Gerda Willam bedanken wir uns für die Gestaltung dieses Gottesdienstes.