Hauskirche – am 13. Sonntag im Jahreskreis – 26. Juni 2022

Thema: Gott beruft uns, damit wir für Menschen, für andere da sind.

Vorbereitung
Tisch herrichten – Kerze – Bibel auflegen – Gotteslob –  Einladung zum Platz nehmen

Begrüßung
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Der Herr ist mit euch.

Lied: Gott ruft sein Volk zusammen …  Gl 477 (1,2)   oder You Tube

Einleitung
Was wäre mein Leben, wenn der Glaube keine Rolle spielen würde, wenn ich ohne Gebet, ohne biblische Geschichten, ohne Gebote leben müsste. Vermutlich würde ich ganz anders im Leben stehen. Wie – das können wir nicht genau sagen. Es hat mit meiner Berufung zu tun. Meine Lebens- und Glaubensgeschichte ist zugleich meine Berufungsgeschichte.
In der Lesung hören wir von der Berufung des Elischa durch Elija. Wir werden von Menschen für Menschen berufen. Vielleicht kommt dieser Aspekt manchmal zu kurz: Gott beruft uns, damit wir für Menschen, für andere da sind.

Erbarmen     
Herr Jesus Christus,

  • Wir suchen nach Halt und Orientierung in einer verunsicherten Zeit. – Herr erbarme dich unser. A: Herr erbarme dich unser.
  • Wir sehnen uns nach einer gerechten Welt, in der Reich und Arm versöhnt sind, in der das Herr-Knecht-Verhältnis überwunden ist. – Christus erbarme dich unser. A: Christus erbarme dich unser.
  • Wir sind in einer Welt, die noch geprägt ist von Konkurrenz, Gewalt und manchmal Hass. – Herr erbarme dich unser. A: Herr erbarme dich unser.

Vergebungsbitte
Gott, in deinem Erbarmen, nimm dich der Menschen an. Schenke ein versöhntes und versöhnendes Herz und führe alle zu ewigen Leben. Amen. 

Glorialied: Gott in der Höh …    Gl 172   oder You Tube

Gebet
Gott, die Nachfolge deines Sohnes fordert uns zu Entscheidung und Konsequenz heraus. Hilf uns, unser Leben an seinem Ruf auszurichten. Das bitten wir durch ihn, Jesus Christus, unseren Herrn, der mit Dir und dem Hl. Geist wirkt in Ewigkeit. Amen.

Lesung: 1 Kön 19,16b.19-21

Lesung aus dem ersten Buch der Könige.

In jenen Tagen sprach der Herr zu Elíja: Salbe Elíscha, den Sohn Schafats aus Ábel-Mehóla, zum Propheten an deiner Stelle. Als Elíja vom Gottesberg weggegangen war, traf er Elíscha, den Sohn Schafats.
Er war gerade mit zwölf Gespannen am Pflügen und er selbst pflügte mit dem zwölften.
Im Vorbeigehen warf Elíja seinen Mantel über ihn.
Sogleich verließ Elíscha die Rinder, eilte Elíja nach und bat ihn: Lass mich noch meinem Vater und meiner Mutter den  Abschiedskuss geben; dann werde ich dir folgen.
Elíja antwortete: Geh, kehr um! Denn was habe ich dir getan?
Elíscha ging von ihm weg, nahm seine zwei Rinder und schlachtete sie. Mit dem Joch der Rinder kochte er das Fleisch und setzte es den Leuten zum Essen vor.
Dann stand er auf, folgte Elíja und trat in seinen Dienst.

Das sind die Worte der heutigen Lesung. A: Dank sei Gott.

Zwischengesang: Halleluja …    GL175 (2)   oder You Tube    

Evangelium: Lk 9,51-62

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.

Als sich die Tage erfüllten, dass er hinweggenommen werden sollte, fasste Jesus den festen Entschluss, nach Jerusalem zu gehen.
Und er schickte Boten vor sich her. Diese gingen und kamen in ein Dorf der Samaríter und wollten eine Unterkunft für ihn besorgen.
Aber man nahm ihn nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war. Als die Jünger Jakobus und Johannes das sahen, sagten sie: Herr, sollen wir sagen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie verzehrt? Da wandte er sich um und wies sie zurecht.
Und sie gingen in ein anderes Dorf. Als sie auf dem Weg weiterzogen, sagte ein Mann zu Jesus: Ich will dir nachfolgen, wohin du auch gehst.
Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.
Zu einem anderen sagte er: Folge mir nach! Der erwiderte: Lass mich zuerst weggehen und meinen Vater begraben!
Jesus sagte zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes!
Wieder ein anderer sagte: Ich will dir nachfolgen, Herr. Zuvor aber lass mich Abschied nehmen von denen,  die in meinem Hause sind.
Jesus erwiderte ihm: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.

Wort des lebendigen Gottes. A: Lob sei dir Christus.

Ansprache

Liebe Gläubige!

Wir kennen die Berufungserzählung am Anfang des Evangeliums. Jesus geht am Ufer des Sees entlang und trifft die Fischer Simon, Jakobus und Johannes. Er ruft sie von ihren Netzen weg zu Menschenfischern. Sie verlassen alles – die Boote, die Familien – und folgen Jesus nach. Es ist herausfordernd diese Berufungserzählungen in ihrer Radikalität zu verstehen. Entscheidend bleiben in diesen Berufungsgeschichten Aspekte wie: das hinter Jesus hergehen, eine enge Beziehung zum Vater, das einander Bruder und Schwester sein, das Teilen des Brotes, ebenso von Hab und Gut, die Solidarität mit Kranken, Leidenden und mit den an den Rand Gedrängten.

Im Evangelium haben wir es wieder mit Berufungserzählungen zu tun. Es geht hier nicht um Anfangsberufungen, sondern um eine vertiefte und weiterführende Nachfolge. Jesus nimmt Jerusalem in den Blick. Er ist in jene Stadt unterwegs, in der sich der Konflikt zuspitzt und sich sein Schicksal entscheidet. Menschen sind mit ihm auf dem Weg – nach wie vor.

Er hat Jerusalem vor Augen, sein Blick geht aber darüber hinaus. Das Entscheidende geschieht nicht nur dort, sondern bereits auf dem Weg. Man könnte auch sagen: der Weg ist das Ziel. Einige Boten gehen voraus und kommen mit der Erfahrung zurück, dass ihnen auf dem Weg keine Unterkunft gewährt wird. Sie richten an Jesus die Frage, beziehungsweise machen ihm den Vorschlag: „Herr, sollen wir befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie vernichtet?“ Diese uns feindlich gesinnten Samariter – in den Augen damaliger Juden Häretiker und vom rechten Glauben Abgefallene –, die sich in den Weg stellen, sollen sie nicht vom Himmel bestraft, ja ausgerottet und vernichtet werden? Ihr Denken: Jene, die nicht so tun, wie wir wollen, sollen es ordentlich zu spüren bekommen.

Wir haben die Reaktion Jesu an die Adresse der Zurückgekehrten gehört. Seine Anweisung: Wir gehen zusammen in ein anderes Dorf. Die Botschaft: Es ist nicht unser Konflikt, nicht diese Menschen, mit denen im Laufe der Geschichte eine Feindschaft gewachsen ist, für dessen Ursprung sie nichts können. Es ist nicht unser Konflikt, dass Menschen gegen uns Vorbehalte haben, die für sie zu Mauern gewachsen sind. Es ist nicht unser Konflikt, die unterschiedliche Form der Verehrung und Anbetung Gottes.

Man kann hier Jesus in der Weise verstehen, dass er die ihm Nachfolgenden warnt, fanatisch zu werden, und: wegen einer Zurückweisung, die vielleicht weh tun mag, den Weg der Eskalation zu suchen. Er hat ein anderes Ziel vor Augen, wenn er sagt: Dann gehen wir in ein anderes Dorf.

Vielleicht beeindruckt von der etwas unerwarteten Reaktion Jesu, in diesen Samaritern keine Feinde zu sehen und die Feindschaft nicht mit Gewalt weiter zu vertiefen, sehen sich einige veranlasst, mit ihm mitzugehen. Sie sind von ihm vielleicht sogar neu angesprochen. So sagt ein Mann: „Ich will dir folgen, wohin du auch gehst“. Jesus reagiert nicht mit einem Dankes- oder Freudenausbruch, was man erwarten könnte. Man muss doch dankbar für jede und jeden sein, die oder der da ist und etwas tut. 

Die Reaktion Jesu ist wieder unerwartet. Er sagt: „Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann“. Mit anderen Worten: Wenn du nachfolgen willst, erwarte dir kein feines Leben. Jesus nachfolgen ist kein Ruhekissen. Nachfolge macht dich ort- und heimatlos. Nachfolge ist und bleibt ein Wagnis.

Dann gibt es Personen, die Jesus von sich her anspricht: „Folge mir nach!“. Einer hat den Einwand: „Lass mich zuerst den Vater begraben, worauf die Reaktion Jesu folgt: „Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes!“.

Ein anderer wendet ein: „Lass mich zuvor von der Familie Abschied nehmen“. Zu ihm sagt Jesus: „Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes“.

Es geht hier nicht um Unhöflichkeiten den Familien gegenüber oder um ein Verbot der Trauer. Es ist die Frage: Wo niste ich mich ein? Wo bleibe ich stehen? Es gibt immer triftige Gründe, die Nachfolge aufzuschieben. Es gibt immer Gründe, sich dem Leben, den Entwicklungen und Veränderungen zu verweigern.

Es gibt immer Gründe, das Heil, Gottes Reich im Altbewährten, in bestehenden Feindbildern, in alten Formen und Strukturen zu suchen. Jenen bleibt jedoch das Reich Gottes verborgen. 

Es ist spannend: Lukas lässt es offen, wie die drei auf die Einwände Jesu reagieren? Ob sie mitgehen oder nicht? Im Anschluss an diese Stelle sendet Jesus nicht nur die Zwölf aus, sondern 72 JüngerInnen in alle Ortschaften und Orte, in die er selbst gehen will. Er sendet sie aus wie Schafe mitten unter die Wölfe mit dem Auftrag. „Heilt die Kranken … und sagt zu den Leuten: Das Reich Gottes ist nahe“ (Lk 10,9).

Dieser Ruf in die tiefere Nachfolge gilt nicht dem Zwölferkreis allein, er ist an die 72 JüngerInnen gerichtet. Er mutet ihn allen zu, auch uns. Jesus nimmt Jerusalem in den Blick. Der Weg dorthin ist kein Weg der Feindschaft. Bereits dieser Weg sei ein heilsamer Weg; ein Weg, der Menschen in eine heilsame Bewegung hereinnimmt; ein Weg, der keine Spuren der Gewalt, keine Spuren von Feuer und Vernichtung zieht, keine Spuren der Entwürdigung und Bitternis.

Jesus hat Jerusalem im Blick, wo das Große für das Reich Gottes geschieht, aber nicht weniger wichtig ist ihm der Weg, den er jetzt geht, das Wie im Unterwegssein: bereit zur Versöhnung, ohne Rachegedanken und ohne Hass zu schüren oder aufkommen zu lassen. Nochmals: Bereits der Weg nach Jerusalem ist die Verkündigung: Das Reich Gottes ist nahe. 

Wir stehen inmitten großer Veränderungen, vielleicht auch sich zuspitzender Konflikte. Wir sind auch heute gerufen das nahe Reich Gottes zu künden, der sich den Menschen zuwendende Gott. Als Christ der Zukunft gilt es vermutlich sich den Satz gut zu merken: Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der „Christ“ aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.

Amen.

Fürbitten
Jesus Christus fordert unser Vertrauen in seinen Weg, den zu gehen auch wir herausgefordert sind. Wir bitten dafür seinen Beistand:

  • Wir bitten um ein versöhntes Miteinander unter den Völkern, Volksgruppen, Gemeinschaften und Familien.
  • Wir erbitten den Heiligen Geist für alle Menschen, die sich in den Dienst der Lösung von Konflikten stellen, aber auch für jene, die Hass säen.
  • Wir bitten um Heilung an Leib und Seele für alle Menschen, die krank sind.
  • Wir bitten um deinen kreativen Geist zur Bewahrung der Schöpfung.

Wir beten für die Verstorbenen: Schenke ihnen den Frieden bei dir. Du bist unsere Hoffnung und unser Lebensziel. Dir folgen wir, Christus, unsern Herrn. Amen.

Vaterunser
Lasst uns beten wie es der Herr gelehrt hat. Vater unser …

Friedensgruß
Friede lässt sich nicht einfach machen. Schenke du, Gott, deinen Schalom, deinen Frieden in alle Begegnungen. – Der Friede des Herrn sei mit euch!
Geben wir uns ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung.

Mediation –  Lasst euch finden
Geht in euren Tag hinaus
ohne vorgefasste Ideen,
ohne Plan von Gott,
ohne Bescheidwissen über ihn,
ohne Enthusiasmus,
ohne Bibliothek –
geht so auf die Begegnung mit ihm zu.

Brecht auf ohne Landkarte –
und wisst, dass Gott unterwegs zu finden ist
und nicht erst am Ziel.
Versucht nicht, ihn nach Originalrezepten zu finden,
sondern lasst euch von ihm finden
in der Armut eines banalen Lebens.
(Madleine Delbrel)

Lied: Brot, das die Hoffnung nährt, …   GL 378 (1-3)   oder You Tube

Segen
Der liebende und gütige Gott segne dich.
Er lehre dir den Blick fürs Leben,
den Blick für die wichtigen Dinge
und lasse dich so die Fülle des Lebens finden.

Er schaue gütig und voll Wohlwollen auf dich,
wenn du deine Grenzen spürst. Seine Nähe gebe
dir Kraft in schweren Stunden.

Er schenke dir immer wieder Freude,
bei der Arbeit und in den Begegnungen
mit den Menschen, die dir wichtig sind.

Er lenke deinen Blick hoffnungsvoll in die Zukunft,
damit du die Herausforderungen
mit der notwendigen Gelassenheit bewältigen kannst.

Gott segne und behüte deine Wege
dein Arbeiten, dein Beten, dein Entscheiden, dein Reden,
all dein Denken und dein Lieben,
damit dein Leben reich und fruchtbar werde
und du am Ende deines Weges bereit bist
Gottes Angesicht zu sehen.

So segne uns Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. A: Amen. 

Abschlussgebet
Gott, wir haben miteinander gefeiert, dich und dein Wirken in unserer Mitte. Wir bitten dich, diese Stunde wirke mit der Hilfe deines Beistandes in den Alltag hinein. Dein Geist vollende, was wir allein nicht vermögen, damit Gottes Friede – dein Reich – wachse. Das erbitten wir durch Christus, unsern Herrn. Amen.

Download
Hauskirche So 26. 6. 2022
Lesungen_ So 26. Juni. 2022

Ändern Sie den Vorschlag so ab, wie es für Ihre Situation passend ist. Wir wünschen Ihnen in der Feier des Gottesdienstes eine Stärkung des Glaubens und freuen uns über Rückmeldungen.
Bei Erich Baldauf, Pfarrer in Hard, bedanken wir uns für die Vorbereitung dieses Gottesdienstes.